Interne Völkerinspektion – Beurteilung des Völkerstatus

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Interne Völkerinspektion – Beurteilung des Völkerstatus


Praxis aus dem Themenbereich: Gute imkerliche Praxis/Völkerdurchsicht

Schutzausrüstung: Anzug
Schutzausrüstung: Schleier
Optional: Schutzausrüstung: Lederhandschuhe
Smoker
Rauchmaterial
Stockmeissel
Stockkarte/Monitoring App

Siehe Praxis “Durchsicht der Völker bei geeigneten Wetterbedingungen

Die interne Völkerinspektion wird aus folgenden Gründen durchgeführt:

1) Um sicherzustellen, dass die Königin gut legt

2) Um zu prüfen, ob das Brutbild einheitlich ist und alle Brutstadien vorhanden sind

3) Um den Futtervorrat zu überprüfen

4) Um auf Schädlinge und Krankheiten zu überprüfen

5) Um die Hygiene des Bienenstocks zu überprüfen

6) Um die Schwarmstimmung zu überprüfen

7) Um die Bienenstärke einzuschätzen

8.) Um den Platzbedarf des Volkes einzuschätzen

Es ist wichtig, vor Beginn einer Inspektion ruhig zu sein und zu bleiben und vorsichtig und schrittweise vorzugehen. Machen Sie nicht zu viel Lärm. Unruhe stresst die Bienen und macht sie möglicherweise defensiver. Begrenzen Sie die Zeit, die Sie für die Inspektion des Volkes aufwenden, auf 10 Minuten und nicht mehr als 20 Minuten. Am Besten Sie überlegen Sich im Vorhinein, wie genau Sie vorgehen möchten und was erledigt werden muss.

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Öffnen des Bienenstocks

Je nach Charakter der Völker, mit denen Sie arbeiten, kann es erforderlich sein, sie vor Beginn der Inspektion mit einem Smoker zu beräuchern. Bei sanften Bienen kann das Besprühen mit Wasser oder die Nutzung von ätherischen Ölen ausreichen oder sogar komplett überflüssig sein. Beachten Sie jedoch, dass das Besprühen mit Wasser die Bienen im Frühjahr zu sehr abkühlen kann. Wenn Sie räuchern, können Sie Stroh, Zweige, Zunderschwamm oder getrocknete Kräuter wie Lavendel, Thymian und Rosmarin als Brennstoff verwenden. Führen Sie die folgenden Schritte durch, wenn Sie räuchern, und gehen Sie analog vor, wenn Sie mit Wasser sprühen.

Beobachten Sie die Bienen am Eingang des Bienenstocks und warten Sie einen Moment, bevor Sie ihn oben öffnen. Stellen Sie sich nicht direkt vor das Flugloch – Sie können 1-2 Rauchstöße durch das Flugloch abgeben (Foto A). Alternativ: Wenn Sie auf der Hinterseite Ihrer Beuten ein Beobachtungsbrett haben, können Sie dieses öffnen und 1-2 Rauchstöße in das Volk abgeben.

Wenn Sie den Innendeckel, bzw. die Folie (Foto B) abnehmen, warten Sie einen Moment, bevor Sie weitermachen. Überprüfen Sie sorgfältig die Innenseite des Innendeckels, oder der Folie, um festzustellen, ob die Königin nicht dort ist, und legen Sie sie in den umgedrehten Deckel (Foto C). Rauchen Sie in das Volk – 2 bis 3 kräftige Stöße über die besetzten Wabengassen – vor allem wenn Honig eingelagert wurde, ist es ratsam nicht zu viel zu rauchen, da der Geruch in den Honig übergehen kann.

Achten Sie beim rauchen auf die Windrichtung, damit der Rauch über die Beute hinweg und nicht von ihm weg zieht.

©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer

Vor allem im Spätsommer ist es ratsam die Plastikfolie über jenen Rähmchen zu lassen, die Sie im Moment nicht inspizieren. Dadurch bleibt die Temperatur im Volk stabiler und die Wahrscheinlichkeit für Unruhe und Räuberei vermindert sich. Entfernen Sie die Rähmchen vorsichtig aus der Zarge, um die Bienen nicht zu zerquetschen, und tun Sie dies ohne Eile. Verwenden Sie einen Stockmeißel, um die Rähmchen zu lösen und anzuheben, bevor Sie sie mit einer Hand übernehmen. Die Rähmchen könnten mit Propolis verklebt sein, das von den Bienen aufgetragen wurde. Hängen Sie das erste entnommene Rähmchen in eine Wabenablage, eine leere Beute oder lehnen Sie es, falls Sie genug Platz haben, an das Volk. Vermeiden Sie es die Waben auf den Boden zu legen, um nicht eine Nosema-Infektion oder gar den Verlust der Königin zu riskieren.

Indem Sie das 1. Rähmchen aus dem Volk nehmen, schaffen Sie mehr Bewegungsfreiheit in der Einheit und können jedes weitere Rähmchen nachrücken. Wenn Sie mit dieser Zarge fertig sind, bringen Sie alle Rähmchen wieder vorsichtig in das Volk, um die Bienen nicht zu zerquetschen (oder so wenig wie möglich), und schon gar nicht die Königin. Wenn Sie das Fenster zuerst an Position 1 entnommen haben, können Sie es am Ende einfach auf der gegenüberliegenden Seite des Bienenstocks einsetzen, wo ein freier Platz entstanden ist, nachdem Sie jedes Mal ein kontrolliertes Rähmchen weiter geschoben haben. Wenn Sie das FRähmchen an Position 2 zuerst herausgenommen haben, können Sie am Ende alle Rähmchen in ihre ursprüngliche Position zurückschieben und das Rähmchen, das Sie zuerst herausgenommen haben, wieder einsetzen. Wenn die Bienen anfangen, ihre Köpfe zwischen den Rähmchen hervorzustrecken, räuchern Sie erneut.

Legen Sie die fertig inspizierte Einheit auf einen umgedrehten Deckel (Foto D). Auf diese Weise werden die Bienen ihr Volk nicht am Boden verlassen. Legen Sie zum Schluss alle Teile wieder so zurück, wie sie waren, und zwar so, dass die Bienen oder die Königin nicht zerquetscht werden (Foto E). Wenn nötig, können Sie die Stelle, an der Sie den nächsten Teil des Bienenstocks platzieren werden, neu räuchern, um die Bienen davon fernzuhalten und sie nicht zu zerquetschen.

©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
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Eiablage

© Leon Reinhold
© Kristina Gratzer

Achten Sie bei Durchsicht des Brutraumes auf kleine, weiße Stifte in den Zellen – das sind die Eier. Halten Sie dazu das Rähmchen in das Sonnenlicht, damit Sie den Inhalt der Zellen gut sehen können. Das Vorhandensein von Eiern bedeutet, dass die Königin gerade legt. Die Königin befindet sich wahrscheinlich irgendwo in der Nähe der Eier. Das Auffinden der Königin selbst ist jedoch keine Voraussetzung für eine Routinekontrolle. Wenn Sie keine Eier sehen, kann etwas mit der Königin nicht stimmen, falls sie überhaupt noch lebt, oder es gibt ein ernstes Problem mit dem Volk (Krankheit, Nahrungsmangel usw.).

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Einheitliches Brutbild/Brutstadien

Suchen Sie im Brutnest auch nach Larven und Puppen (verschlossene Brut). Es sollte Brut in allen Stadien vorhanden sein, um sicherzustellen, dass in Zukunft ein ausgewogenes Verhältnis von Bienen aller Altersgruppen vorhanden ist, die ihre spezifischen Aufgaben erfüllen. Achten Sie auch darauf, dass die verschiedenen Brutstadien ungefähr gleichmäßig in Gruppen angeordnet sind, ohne zu viele leere Zellen. Eine schlecht legende Königin oder Brutkrankheiten können die Ursache für viele leere Zellen in der Brut sein.

©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
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Überprüfung der Futtervorräte

Siehe Praxis: “Fütterung (Sommer und Winter) und Überprüfung der Futter-Vorräte

Bienen lagern Nektar in leeren Zellen an den Rändern des Brutraums oder in Honigräumen. Wenn Sie in die Zellen schauen, wird dies durch die Reflexion des Sonnenlichts in der Flüssigkeit deutlich. Halten Sie dazu die Waben gegen das Sonnenlicht. Sobald der Nektar zu reifem Honig geworden ist, versiegeln die Bienen ihn mit einer Schicht aus weißem Wachs. Der Pollen wird normalerweise in der/den Brutwabe(n) zwischen der Brut und dem Nektar gelagert. Sie können dies als kleine Zellen mit farbigem Inhalt sehen: die Bienenbrut (Pollen mit Nektar und Enzymen der Bienen).

Verdeckelte Honigwabe ©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer
Pollenbrett ©Elisabeth Papenberg 
© Kristina Gratzer
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Schädlinge und Krankheiten

Achten Sie bei der Inspektion der Brut auf Anzeichen von Brutkrankheiten. Überprüfen Sie generell, ob die Bienen ein normales Verhalten zeigen und ob Sie keine Varroamilben oder andere Schädlinge und Parasiten auf den Bienen oder im Bienenstock finden.

Siehe Praxis: “Übertragen krankheitsfreier Bienen und/oder Rähmchen auf andere Bienenvölker

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Hygiene des Bienenstocks

©Kamiar Torabi
© Kristina Gratzer

Überprüfen Sie die allgemeine Hygiene im Volk. Dies ist besonders wichtig bei nassem Wetter und bei älterem Beutenmaterial. Gibt es Anzeichen von Wasser oder Feuchtigkeit im Volk, z. B. Schimmel? Sehen Sie Löcher in den Wänden? Sind die Rähmchen zerbrochen? Bauen die Bienen die Waben auf die gewünschte Weise? Bei älterem Beutenmaterial und schwächeren Bienenvölkern kann Feuchtigkeit Probleme verursachen, und die Holzrähmchen nutzen sich schneller ab (oder verrotten sogar). Manchmal findet man auch Spuren (oder Kadaver…) von Schädlingen wie Mäusen, oder andere Wildtiere, wie Schnecken. Diese sollten entfernt werden.

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Königinnenzellen (oder Weiselzellen) sind vorhanden, wenn das Bienenvolk im Frühjahr schwärmen will (Schwarmzelle), wenn es die aktuelle Königin ersetzen will (stille Umweiselung) oder wenn die Königin tot ist (Nachschaffung). Ein charakteristisches Merkmal ist die Größe der Zelle und die Öffnung nach unten. Nachschaffungszellen sind im Allgemeinen etwas kleiner und werden von einer normalen horizontalen Zelle nach unten erweitert. Befindet sich die neue Königin bereits im Puppenstadium, ist die Zelle geschlossen und nimmt die typische Hutform (ein umgekehrter Kegel) an. Die Bienen können mit dem Bau einer Königinnenzelle beginnen, ohne dass die Königin ausgetauscht oder geschwärmt haben muss. In diesem Fall bleibt die Zelle leer (eine Spielnäpfchen). Falls Sie Weiselzellen entdecken, können Sie sie ausbrechen, um das Volk am Schwärmen zu hindern, oder gegebenfalls in ein gewünschtes Volk umhängen.

Nachschaffungszelle
© Kristina Gratzer
Schwarmzellen
© Kristina Gratzer
Spielnäpfchen
© Kristina Gratzer
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Beurteilung des Platzbedarfs

© Kristina Gratzer

Wenn die Bienen insgesamt 40-80% der Rähmchen besetzen, ist das vom Platz her in Ordnung. Ab einem Anteil von 80% sollte man dem Volk mehr Platz einräumen. Wenn das Volk – vor allem im Winter – stark zurückgegangen ist und deutlich weniger als die Hälfte aller Rähmchen belegt, ist es am besten, den Platz zu verringern, damit sie ihre Energie auf ein kleineres Volumen konzentrieren können

Siehe Praxis: “Ermittlung des Platzbedarfs des wachsenden Volkes

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